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Das Instrument kann schon fast nicht mehr in einem bespielbaren Zustand gehalten werden. Die Orgel ist sehr verstopft und das Stimmen des Instruments ist fast nicht mehr möglich. Die Membranen (Bälgchen) und die Rellaismembranen sind schon am Ende der Lebensdauer. Das Instrument ist stark vom Holzwurm befallen. Am schlimmsten ist der Zustand des Schrankes, der Holzpfeifen, des Balges und der sonstigen Holzteile einschließlich der Grundrahmen und Luftschleusen.

Bohumil Žloutek, Orgelbauer

GABLONZER ORGEL

In der Tschechischen Republik befinden sich mehr als 5700 Orgeln, aber nur ein Bruchteil davon haben Parameter eines Konzertinstrumentes und wenige davon haben 43 Register, weitere Nebenregister und drei Manuale. Ein solches Unikat befindet sich in der Herz-Jesu-Kirche in Gablonz an der  Neiße. Die Orgel hat insgesamt mehr als 2800 Pfeifen.

Für die lange gewünschte neue katholische Kirche, die am 24. April 1932 eingeweiht wurde, baute diese Orgel eine bedeutende Firma aus Krnov (Jägerndorf). Die Orgel spielte zum ersten Mal am 9. April 1932 bei ihrer feierlichen Übergabe an die Bauleitung. Anwesend waren damals die Spender der Orgel, die Gebrüder Jäger, und die Leitung der Orgelbaufirma. Die Fabriknummer der Orgel  ist 2535, deshalb ist es die 2535-te Orgel, die die Firma gefertigt hat. Über die Geschichte können Sie in diesem Artikel mehr lesen. (DE -wiki)

 

Vorstellung unserer Orgel

Unsere Orgel wird komplett pneumatisch gesteuert, es ist ein Instrument mit Kegelluftschläuchen und einem Druckluftsystem. Das Instrument hat drei Manuale und ein Pedal. Die Orgel besitzt ein imposantes Prospekt, was auch beim Blick zum Chor zu sehen ist. Das Prospekt,  sowie auch die restliche Innenausstattung der Kirche projektierte selbst Architekt Josef Zasche. Das Instrument befindet sich im hinteren Teil des Chors an der Weststirnwand und füllt fast ganz das breite Gewölbe mit einer Spannweite von 8 Meter.

Das gesamte Instrument einschließlich der Pfeifen ist in seinem ursprünglichen Zustand, ohne irgendwelche Änderungen. Der Schrank besteht aus Sperrholz auf Rahmen und zwei  furnierten  Säulen mit Kopfstücken. Vor dem Instrument befindet sich ein separat stehender pneumatischer Spieltisch mit drei Manualen.  Seine Stirnseite ist zum Altar gerichtet. Sämtliche technischen Einrichtungen einschließlich der beiden Bälge befinden sich im Inneren des großen Orgelschrankes. Luftspeicher sind ein großer Schwimmerbalg mit Pumpe und ein Faltenbalg. Der große Schwimmerbalg versorgt die Anlagen des I. und II. Manuals einschließlich des Pedals. Der kleine Faltenbalg versorgt das III. Manual, das Prospekt und die pneumatische Apparatur.

Die Metallpfeifen sind aus Zink gefertigt und im Diskant mit Zinnpfeifen ergänzt. Dies war üblich zur Zeit des Baues dieser Orgel. Das Gebläse ist wegen der Geräuschdämpfung in einem separaten Raum des Chors untergebracht.

Lange und reiche Geschichte

Die Orgel ist jetzt mehr als 85 Jahre alt, und spielte zu den Gottesdiensten und bei Konzerten der Kammermusik. Ihre Klaviatur berührten viele Organisten. Zur Verfügung war immer eine große Menge von Registern und Verbindungen. Das ermöglichte die ausgezeichnete Akustik des schönen Kirchenraums zu nutzen. In der gesamten Zeit wurde die Orgel nur gestimmt oder es wurden nur kleine Reparaturen durchgeführt. Bei einer solchen Orgel ist es üblich, nach jeweils 50 Jahren eine große Reparatur durchzuführen.  Historische Begebenheiten ermöglichten dies aber nicht. Unsere Orgel ist am Ende ihrer Lebensdauer.

Schweres Problem

Warnend ist nicht nur die lange Nutzung der Orgel. Ein weiteres und noch schlimmeres Problem ist der starke Befall durch den Holzwurm. Die Orgel verliert diesen Kampf.  Angegriffen sind nicht nur die Tragkonstruktionen und Schränke sondern auch die Holzbasspfeifen. An vielen Stellen bilden sich  unter den Fraßlöchern der Holzwürmer Häufchen von Spänen. In den Tragteilen der gesamten Konstruktion sind schon sehr viele Löcher und mit der Zeit  droht der Einsturz des gesamten Instrumentes. Die dünnen gefressenen Gänge in den einzelnen Luftkanälen verursachen das Entweichen von Luft und Störungen der pneumatischen Steuerung. Umfang des Holzwurmbefalls und die Kompliziertheit der Innenkonstruktion ermöglichen keine kleine Reinigung der Orgel mit chemischen Mitteln, was wenigstens ein bisschen helfen könnte. Einfach gesagt – es sind Stellen, wo man überhaupt keinen Zugang hat und das sind 90% der Schadstellen.

Rettung

Die einzige Möglichkeit, die Orgel zu retten, ist deren komplette Zerlegung. Danach müssen sämtliche Holzteile zur radioaktiven Bestrahlung mit einem Kobaltisotop transportiert werden. Später erfolgen eine sorgfältige Reinigung und die Behandlung mit Schutzmitteln. Weiter muss alles verkittet werden. Sämtliche Löcher vom Holzwurm sind zu füllen. Anschließend ist alles zu beizen, zu streichen, und zu lackieren. Die Metallteile müssen repariert werden. Anschließend sind alle Metallteile mit einem Konservierungsmittel zu streichen. In der Zwischenzeit wird der Raum des Chors gereinigt, repariert und eine neue Elektroinstallation verlegt. Zum Schluss wird der Raum ausgemalt und für eine neue Installierung der Orgel  vorbereitet.

Einfach wird das nicht?

Für den Transport der Holzteile, die bestrahlt werden sollen, werden mehrere LKWs gebraucht. Bezüglich des historischen Wertes unserer Orgel und sich daraus ergebendem Denkmalschutz ist dies die einzige Möglichkeit die Orgel zu retten. Man kann also die Orgel verfallen lassen und zusehen wie sie langsam stirbt oder etwas für ihre Rettung tun.  Als die Orgel gebaut wurde, haben die Bürger aus Gablonz auch das Geld in der nicht einfachen Zeit nach dem ersten Weltkrieg eingesammelt. Die gesamte Kirche wurde aus Sammlungen und Beiträgen von bedeutenden Spendern gebaut. Und dass sollte auch jetzt stattfinden. Möglichkeiten, wie finanziell zu helfen, sind für sie vorbereitet.

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